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Gemeinsam gegen Rheuma

Da ist mir wieder ein interessantes Buch in die Hände gefallen. „Gemeinsam gegen Rheuma – die besten Strategien aus Naturmedizin und Schulmedizin“ aus dem Münchner ZS-Verlag. Es kommt selten genug vor, dass sich die zwei Glaubensrichtungen der Medizin zusammentun – um mehr zu erreichen als jeder für sich allein. 

Der Internist Keihan Ahmadi-Simab ist ärztlicher Direktor des Medizinicums In Hamburg und Gründer der Autoimmun-Akademie. Sein Koautor Jörn Klasen ist leitender Arzt am Zentrum für integrative Medizin am Medizinicum.

Natur- und Schulmedizin anschaulich

Was mir an dem Buch gut gefällt: Es ist kein Lehrbuch, sondern liest sich interessant mit Beispielen von Patienten, die an verschiedenen Formen der Krankheit leiden. Immer wieder finden sich Erzählungen und individuelle Eindrücke von Menschen, die es geschafft haben, gut mir ihrer Krankheit umzugehen. 

75 Prozent der Deutschen wünschen sich in der Medizin eher ein Miteinander denn ein Gegeneinander von Schulmedizin und Komplementärmedizin. Wie das gehen kann, zeigt dieses Werk. Die Autoren versuchen gleich am Anfang die Frage nach Ursache und einem Überblick an Behandlungsmöglichkeiten zu beantworten. In Form eines Doppelinterviews erfährt der Leser mehr über die Autoren an sich, die Kompetenz von Haus- und Facharzt und wichtige Punkte für den „frischgebackenen“ Rheumatiker. Auch der Ablauf einer Erstuntersuchung wird für den Leser auf diese Weise begreiflicher. Neueste Erkenntnisse aus der Forschung bis hin zu COVID-19 und ein Selbsttest runden das erste Kapitel ab. Was mir dabei jedoch abgeht, ist ein Quellenregister mit genauen Angaben zur Herleitung der Feststellungen und Hintergründe. 

Physischer und Seelenleib

Rund zwanzig Seiten widmet das Buch allein der Naturmedizin. Er beschreibt die Sichtweise der anthroposophischen Medizin mit Blick auf den physischen Leib, der für die erhobenen medizinischen Daten steht, den Lebensleib, der das Krankheitsgeschehen als Ganzes widerspiegelt, den Seelenleib der Empfindungen durch und mit der Krankheit, sowie die Ich-Organisation, die nach dem Sinn des Lebens und der Krankheit fragt.
Das Buch stellt in diesem Kapitel wichtige Heilpräparate aus der Natur vor, wie etwa die Mistel, die Biene, aber auch Mineralien, wie Quarz und Antimonit und ihre unterschiedliche Wirkung bei verschiedenen Symptomen.
Aber auch physikalische Anwendungen wie Kälte- und Wärme werden deutlich erklärt: Wickel mit verschiedenen Auflagen wie Quark, Kohl oder Heilerde beschreibt das Buch in ihrer Anwendung genau und anschaulich. Hilfen zur Bewältigung des Alltags runden dieses Kapitel ab. 

Rheuma im Überblick

Der dritte Abschnitt des Buchs widmet sich schließlich einem Überblick über die verschiednen rheumatischen Erkrankungen von der klassischen rheumatischen Arthritis hin über die Gelenkentzündung zusammen mit einer Schuppenflechte und weiter zu anderen Autoimmunkrankheiten wie etwa der systemische Sklerose. Letztere betrifft vor allem das Bindegewebe, kann aber auch innere Organe erfassen. Zu allen Krankheitsbildern findet sich eine immer eine genaue Beschreibung, machmal sogar in Form einer großen Tabelle. Dazu kommen Medikamente und Empfehlungen der Naturmedizin. 

Gesundes Essen gegen Schmerzen

Eine wichtige Rolle beim Umgang mit Rheuma spielt die Ernährung. Dementsprechend widmen die Autoren auch einen großen Teil des Inhalts diesem wichtigen Thema. Wenn man weiß, dass rund 70 Prozent der chronischen Entzündungen stark mit ungesundem Essverhalten zu tun haben, ist das verständlich. Auch wenn es nicht alleine daran schuld ist, lässt sich doch mit einer Umstellung viel regulieren. 

Die Autoren skizzieren die Basis einer antientzündlichen Ernährung, die sich auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse durch Studien stützt. Das bedeutet im Einzelnen weniger Fleisch und Weizen, die Umstellung auf fettarme Milchprodukte, , weniger Zucker und Salz und dafür mehr Ballaststoffe, die für eine große Vielfalt des Darm-Mikrobioms sorgen. Auch verschiedene Ernährungskonzepte, wie etwas das Heilfasten nach Buchinger oder Intervallfasten finden in der Analyse der Autoren ihren Platz. „Antientzündliche Superhelden“ weisen auf besonders verträgliche und nützliche Lebensmittel und Produkte hin. 40 Seiten mit Rezepten helfen schließlich beim Schritt vom Einkauf zum fertigen Essen. 

Sport bei Gelenkschmerzen?

Sanftes Training gegen Schmerzen: Wie kann ich Sport treiben, wenn mir alles weh tut? Ja das geht, auch wenn die Möglichkeiten zur Bewegung und Sport wohl für jeden Rheumatiker anders sind. Basis für ein gutes Training ist ein Funktionstraining, um die schmerzenden Gelenke wieder beweglich zu machen. An die allgemeinen Tipps schließen sich in übersichtlicher Form Empfehlungen für bestimmte Sportarten und Trainingsmöglichkeiten an. Mit etlichen anschaulichen Grafiken zeigen die Autoren schließlich Übungen für den Kreislauf, den Rücken sowie Arme und Beine und deren bewegliche Glieder. 

Gedankenkraft gegen Morgensteife

Das letzte Kapitel widmet sich schließlich der Psyche: Was hilft dem Rheumapatienten, gerade in schweren Zeiten trotz starker Beschwerden besser zu leben? Was wirkt von der Kopfseite her gegen den Schmerz? Da sind etwa Atemübungen, Einreibungen, guter Schlaf und ein fester Lebensrhythmus mit Beschäftigungen, die dem täglichen Dasein Sinn geben.Ein aufgeführtes Beispiel ist die biografische Arbeit. 

Hier gehören auch die Tipps hinein, mit der Krankheit Hilfe zu bekommen: Sei es durch einen guten Psychotherapeuten, aber auch finanzielle Hilfen von Organisationen und dem Staat. 

Was kann ich zu Hause ändern, um mir die Arbeit leichter und schmerzfreier zu machen? Mit Tipps für Veränderungen in der eigenen Wohnung schließt das Buch. 

Fazit: Ich finde, es ist ein gelungenes Buch. Auch für mich als jemanden, der nicht rheumageplagt ist, aber einige Freunde kennt, die jeder auf seine Weise darum kämpfen, mit der Krankheit zurecht zu kommen. Für jemanden, der offen dafür ist, es dabei nicht allein mit der Schulmedizin und synthetischen Wirkstoffen zu belassen, füllt diese Buch eine Lücke. 

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