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OP-Technik: Roboter greifen daneben

Vorsprung durch Technik? Ja, wer sich noch an die Audi-Werbung mit dem Auto auf der Skisprung-Schanze erinnert, dem ist dieser Slogan bestimmt im Gedächtnis hängengeblieben. In der Medizin profitieren viel Patienten von neuester Medizin-Technologie, aber der Fortschritt kommt nicht ganz ohne Stolperer.

Ein Artikel in „Chip“ hat mich auf eine Studie gestossen, die sich mit Pannen befasst, bei denen die Technik versagt hat. Hier geht es dabei um ferngesteuerte Operationshelfer, also den Einsatz von OP-Robotern. Gynäkologie und Urologie sind die klassischen Fächer, bei denen Chirurgen zum Joystick greifen, insbesondere bei der Entfernung von Gebärmutter und Prostata.

Absturz ins OP-Feld

Wäre der Anteil dieser Maschinen-Ausfälle nicht extrem klein, könnte einem glatt gruseln. Seit 2004 nimmt die Zahl der Versager bei technischen Geräten eher zu als ab. Dass ein Teil des Geräts sich vom Gehäuse löst und auf dem Patienten aufschlägt, passiert gerade in den letzen fünf Jahren zwar weniger häufig, aber 1500 Vorfälle zwischen 2000 und 2014 sind doch eine ganze Menge. Rund 120 mal entstanden damit weitere Verletzungen, in mindestens einmal Fall endete das Ganze tödlich. Roboter, die ihren Benutzern nicht mehr gehorchen, verletzten 52 Patienten und führten zwei mal zum Tod auf dem OP-Tisch.

Muss ich als Patient jetzt Angst vor der Maschine im OP haben? Dass der Roboter seinen Dienst versagt, passiert nur rund einmal in 1000 Eingriffen. Allerdings sind Operationen an Kopf, Herz oder Halswirbelsäule weitaus gefährlicher als Routine-Eingriffe der Männer- und Frauenärzte. Wenn dabei etwas passiert, endet die OP fünf bis zehn mal häufiger mit dem Tod des Patienten.  Das mag aber auch am weniger häufigen Einsatz der Fernsteuerung und den komplizierteren OP-Methoden liegen. Bei Herz-OPs kommen diese Geräte relativ selten zum Einsatz, am häufigsten noch bei Herzklappen-Reparaturen oder bei Bypass-Operationen.

Hacker stellen Narkose ab

Obwohl die Studien auf Daten der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA beruht, gibt es kaum strukturierte Hilfen für Chirurgen, wie sie mit einem Maschinen-Ausfall umgehen sollen. Auch der Einbau von Sicherheitssystemen in OP-Roboter scheint noch verbesserungsfähig. Ein Training am Modell gibt es zwar für Chirurgen – aber was der Roboter zu jedem Zeitpunkt seine Eingreifens genau macht, wird von den wenigsten Maschinen angezeigt.

Zu diesem Thema passt auch die heutige Meldung des Spiegel, dass Hacker aus Heidelberg es geschafft hatten, ein Narkosegerät bei einem Test so zu manipulieren, dass es sich während der simulierten Operation abschaltete.

Sicherheitstraining in der Chirurgie – was bei den Ärzten selbstverständlich ist, sollte auch für deren Geräte gelten. Denn auch wenn die Komplikationsrate klein ist: Jeder Unfall ist einer zuviel.

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