Zuviel Trinken ist manchmal genauso gefährlich wie zuwenig. Besonders junge Ausdauersportler sterben immer wieder an einem akuten Natriummangel, der durch übermäßig viel Zufuhr von Flüssigem entsteht.
„Warte nicht erst, bis der Durst kommt. Besser ist es rechtzeitig zu trinken und dabei nicht an Flüssigkeit zu sparen.“ So oder so ähnlich lesen sich viele Hinweise für Sportler. Sie sollen verhindern, dass der Körper plötzlich schlapp macht, weil nicht mehr genug Flüssigkeit für die Versorgung und vor allem für die Kühlung bei intensiven Sportarten da ist.
Gestern bin ich auf einen interessanten Artikel im „Clinical Journal of Sports Medicine“ gestossen, der mit einem Beispiel aus letzten Jahr beginnt und den Tod zweier junger Sportler beschreibt. Die 17jährigen hatten einfach zuviel getrunken. Die Folge: Ein Natriummangel wissenschaftlich ausgedrückt eine sport-assoziierte Hyponaträmie.
Sie tritt immer dann auf, wenn der Körper mehr Flüssigkeit verarbeiten muss, als er durch Schwitzen und seine Nieren ausscheiden kann. Frühere Studien haben sich vor allem mit einem solchen Natriummangel in Ausdauersportarten beschäftigt. Schätzungen bei etwas mehr als einem Dutzend Todesfällen, die sich durch einen „Trinkstopp“ verhindern hätten lassen. Im sportbegeisterten Amerika waren es vor allem die Footballspieler, die von ihren Trainer die (falsche) Empfehlung bekamen, lieber zuviel statt zu wenig zu trinken, im schlimmsten fall die Flüssigkeit sogar noch per Nadle direkt in den Blutkreislauf zu lenken. Der Autor des Artikels, Mitchell Rosner von University of Virginia, führt dabei drastische Beispiele an: Hyponaträmie nach 3 Liter hypotonischen (also salzarmen) Sportgetränken und zusätzlich 5 Liter Flüssigkeit intravenös. Dieses Jahr starb ein weiterer Footballspieler, nachdem er 16 Liter im Training getrunken hatte, um Muskelkrämpfen vorzubeugen.
Wieviel Flüssigkeitsaufnahme ist dann richtig? Den Empfehlungen einer „Konsesus-Konferenz“ von Experten, lassen sich für verschiedene Sportarten und ganz unterschiedliche individuelle Schweißproduktion keine einheitlichen Mengenangaben machen. Daher: Richte Dich einfach nach dem Durstgefühl. Mehr zu trinken muss gar nicht sein.
Kontrollmechanismen im Gehirn signalisieren ziemlich deutlich, wann der Körper Flüssigkeit bracht, aber auch, wann er genug hat.Die Regionen von Mittlerem cingulärem Kortex, Amygdala und periaquäductaler Region sorgen im allgemeinen dafür, dass der Trinkende auch einmal genug hat und ein „Mehr“ schädlich ist.
Für die, die sich nicht auf ihr Gefühl verlassen wollen empfiehlt Rosner die Waage, die den Flüssigkeitsverlust nach dem Sport anzeigt. Dabei ist inzwischen klar, dass der Körper mit zwei bis drei Prozent (das sind immerhin ein bis zwei Liter für den Durchschnittsmenschen) Flüssigkeitsmangel ganz gut klar kommt.
Hyponaträmie betrifft vor allem junge Sportler. Für sie gilt mehr als etwa für Senioren: Die Empfehlung „Warte nicht mit dem Trinken, bis der Durst kommt“ ist oft gehört, aber trotzdem in den meisten Fällen falsch ! Ausnahme: Sportarten in heisser Umgebung, in der die Schweißproduktion extrem ist und sehr schnell zu einem hohem Flüssigkeitsverlust führt.
Ein zuwenig an Flüssigkeit mag gerade bei Älteren häufiger vorkommen und für sie gilt nach wie vor die Regel: Ausreichend trinken. Aber ein „Zuviel“ bei jungen Sportlern führt nicht zur Steigerung der Leistung, sondern im schlimmsten Fall zum Tod.